Rezension: „Eine Mordsymphonie”
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Eine Mordsymphonie ist mehr als ein Polizeiroman. Sie ist ein Geflecht von Ereignissen, das die zwischen Traditionen und Moderne schwankenden Individuen der zeitgenössischen Gesellschaft hinterfragt. Eigentlich ist sie in einer Welt, vor allem in einer bis aufs Messer kämpfenden Arbeitswelt, in der die einzige Regel, um auf den Beinen zu bleiben, die Regellosigkeit ist, so etwas wie das „Ausschmücken der Bewältigungskunst“.
Die Autorin Burcu Argat hat auch durch ihre Erfahrungen ihres Anwaltsberufes im technischen Sinne, ohne dass Lücken aufkommen, die Erzählung gemeistert. Während im Vordergrund in einem stets raschem Tempo in einem Mordfall ermittelt wird, wird im Hintergrund der Aufbau von Gesellschaft und Individuum, die Dringlichkeit sich wieder aufs Neue zu entdecken, in diesem Zusammenhang das Faktum, anderen gegenüber Vertrauen aufzubringen, und natürlich die Beziehung zwischen Mann und Frau unter die Lupe genommen.
Eine weitere Überraschung, die den Leser erwartet, besteht aus Ereignisketten, extrahiert aus wahrhaftiger Beobachtung und wahrer Erlebnisse, da, sei es aus der osmanischen Serailmusik sei es aus der westlichen klassischen Musik, vielerlei Erkenntnisse darin Platz finden. Dadurch überschreitet der Roman die klassische Krimi-Fiktion und verspricht dem Leser im musikalischen Sinne einen unbekannten Geschmack, eine besondere Sichtweise.
In diesem Buch darf man nicht wie gewohnt nach einem Detektiv oder Helden aus der Reihe der Polizei Ausschau halten. Das wäre vergeblich. Natürlich gibt es auch hier Charaktere, die aus dem Beruf der Polizei stammen. Doch der Held des Romans ist hier eine Workoholikerin, eine Karrierefrau. Unsere Heldin Saba bemüht sich einerseits gegenüber den Polizisten ihre Unschuld zu beweisen, andererseits versucht sie die Gaunerbande, die hinter ihr her sind, abzuschütteln. Während dieses Kampfes an zwei Fronten ist der einzige Zweig, eine ganz frisch aufgrünende Liebe. Jedoch ist sie auf eine sehr zarte Balance aufgebaut.
Zu guter Letzt löst sich der Fall, aber genau hier fängt erst die Geschichte an. Und im letzten Kapitel sieht es fast so aus, als ob der Autor -wie bereits zuvor schon angekündigt-, einen Wink gibt, dass eine Fortsetzung erfolgen könnte.